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Reisetagebuch #4

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 Zurück zu Hause. Auf der Spüle steht die Kaffeetasse, aus der ich am Morgen vor der Abfahrt noch einen Kaffee getrunken hatte. Die steht jetzt wieder neben mir. Mit einem frischen Kaffee. Weil es nie zu spät für Kaffee ist. Im Keller wäscht die erste Maschine Wäsche. Crazy, was hier die letzten Tage los war. Völlig verrückt. Neben der Zeit. Wahrscheinlich wird es ein paar Tage und Wochen dauern, bis alles verarbeitet ist. Auf die positivste Weise. Samstag. Bis zum Abend war es eigentlich zunehmend etwas frustrierend. Ich hätte mich beschäftigen können – ja. Und immerhin habe ich das erste Mal dieses Jahr völlig bewegungslos in der Sonne gebrütet, bis mir so heiß geworden ist, dass ich sie verlassen musste. (Sonst hätte ich mir auch einen Sonnenbrand eingefangen und länger als 25 Minuten waren es auch nicht). Ich hätte auch alleine nochmal zum Fluss laufen können, mein Buch lesen können, im Zweifel sogar Pharma lesen können, aber das eigentliche Problem war, dass es unser letzter gemei

Reisetagebuch #3

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Donnerstag. Schlechte Stimmung. Ganz schlechte Stimmung. Es sollte ja Flugwetter sein. Allerdings stellte sich dann heraus, dass der Wind zum Starten vom Berg aus immer noch zu stark war und im Tal zu wenig Wind für Ground Handling war. Also haben die Jungs eigentlich seit dem Morgen nur am Fluss herum gesessen und auf Wind gewartet, während ich an der Unterkunft gewartet habe. Der Fluss ist mit dem Auto fünf Minuten entfernt, man hätte mich auch holen können. Da die Jungs ja den ganzen Tag nichts gemacht haben, haben sie auch in der Mittagspause nichts gemacht, sodass wir die auch nicht gemeinsam verbracht haben. Irgendwann um 16 Uhr haben sie es dann aufgegeben und sind wieder zurückgekommen. Bei uns gegenüber ist noch ein Berg mit einer Kirche am Gipfel. Allerdings hat der Kardiochirurg darauf bestanden, dass es erst neue Wanderschuhe braucht, bevor wir irgendwo hin laufen. Also sind wir erstmal flott in die Stadt gefahren und haben Schuhe gekauft (die Ausgabe war eigentlich nicht v

Reisetagebuch #2

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Jetzt habt Ihr doch ein paar Tage nichts von mir gehört. Aber das hatte eigentlich recht schöne Gründe. Für mich zumindest. Montag. Mittags. Der Kardiochirurg meldet sich irgendwann um die Mittagszeit um zu vermelden, dass der erste halbstündige Flug absolviert ist. Es ist wohl Zeit für die Mittagspause. Ich habe meine lange Hose so weit hochgekrempelt wie es geht und habe mich in den Garten und den Schatten verzogen, als er wieder zum Haus kommt. „Ich nehme das Auto demnächst mit, dann bin ich flexibler“, sagt er. Okay, hätten wir das geklärt. Dann muss ich es auch nicht in der Gegend herum kurven. Die Mittagspause verbringen wir in einem Café. Hier schüttet man den Espresso offensichtlich selbst in die Milch, um einen Latte macchiato zu machen. Das finde ich schon ziemlich sympathisch. Eigentlich wollten wir noch ein Eis essen gehen, weil es so warm ist, aber so viel Zeit ist gar nicht mehr. Die Jungs wollen dann auf den Landeplatz zum Ground Handling. Ich dachte, der Kardiochirurg b

Reisetagebuch #1

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Sonntagmorgen. Der Wecker klingelt schon um 5 Uhr. Viel zu früh. Nachdem ich am Abend davor noch bei einer Kollegin war und ein Fahrrad, das sie nicht mehr braucht abgeholt habe, damit ich bald auch wieder zur Arbeit radeln kann. Und natürlich bin ich ein bisschen bei ihr versackt. Sie quatscht gern, sagt aber dann und wann dazwischen auch mal ziemlich hilfreiche Dinge. „Mondkind, in der Facharztprüfung musst Du in erster Linie Sicherheit ausstrahlen. Die müssen einigermaßen sicher sein, dass Du keinen Mist machst, wenn die Dich ab morgen in einer Praxis arbeiten lassen. Ich habe mir damals gesagt: Wenn ich die Notaufnahme machen kann und den Oberarzt nicht mehr anrufen muss, dann bin ich soweit. Denn dort siehst Du alles. Die ganze Bandbreite der Neurologie.“ Wo sie Recht hat… und soweit bin ich ja schon fast. Jeder bescheinigt mir, dass ich dort sehr gute Dienste gemacht habe. Wenn ich noch fleißig lerne und noch ein bisschen übe, wenn ich zurück komme… Aber erstmal hüpfe ich flott u

Turbulente Tage vor dem Urlaub

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Wir stehen hinter der Klinik. Der Psychologe und ich. Im Dienst. Spät abends. Er raucht und ich lehne neben ihm an der Wand. „Und jetzt, willst Du Dich auskotzen?“ „Naja, wahrscheinlich darf die Chefin ja das Personal hin und her schieben, wie sie will. Ich weiß, ich soll das nicht persönlich nehmen, aber…“ „Es geht Dir nicht gut damit.“ „Ich fühle mich wie so eine Pflanze…“ Er lacht. „Nein ernsthaft – das war schon in der Neuro so. Alle paar Monate war ich woanders. Umgetopft. Wir haben letztens einen Zettel von unserem Neuro – Chef bekommen und sollen aufschreiben, wo wir bis zum Facharzt überall gearbeitet haben. Bei mir reichen die Zeilen nicht und ich war nur vier Jahre da.“ Ich schweige eine Weile. „Es ist voll übertrieben, aber es fühlt sich jedes Mal an, als würde ich einen Teil von meinem zu Hause verlieren.“ „Was würdest Du denn jetzt die Patienten fragen?“ „Woher kennen Sie das?“ „Ja, und?“ „Naja, ich hab da schon so meine Biographie.“ „Das denke ich doch. Und Mondkind, es d

45 Monate

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 Mein lieber Freund, schon wieder ist ein Monat vergangen und Dein Geburtstagsmonat steht vor der Tür. Und nicht nur Deiner – auch der Kardiochirurg hat Geburtstag. Kürzlich bin ich nachts mal schweißgebadet aufgewacht und habe gedacht, Ihr beide hättet am selben Tag Geburtstag, aber dann ist mir doch aufgefallen, dass einige wenige Tage dazwischen liegen. Zum Glück. Die Bäume sind kurz davor grün zu werden, an vielen sieht man schon dicke Knospen die kurz davor sind, aufzubrechen. Ich freue mich schon sehr darauf, dass die Kastanien bald blühen werden und ich sie jeden Tag anschauen kann auf dem Weg zur Arbeit. Mein Fahrrad wurde geklaut. Das ist im Gesamten ziemlich ätzend, aber bisweilen genieße ich tatsächlich die Entschleunigung des zu Fuß Gehens. Letztens habe ich sogar einen Storch am Fluss stehen sehen. Ansonsten… - es bewegt sich viel zur Zeit. Ich versuche viel für den Facharzt zu lernen – was nicht immer gelingt, weil ich viel im Kopf habe. Aber – langsam ernährt sich das Ei

Ostermomente 2024

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 „Ich vermisse Felli… Wahrscheinlich ist Felli bei Dir…“ Es ist spät abends am Samstag und ich möchte eigentlich aufbrechen zu meiner Ostermission. Und ich vermisse meine Felljacke. Am Nachmittag war ich beim Kardiochirurgen gewesen und wir haben eine kleine Fahrradtour gemacht Irgendwann, mitten in der Nacht schreibt er aus dem Dienst: „Hi, Felli war bei mir. Ich habe es ins Auto gepackt, wenn Du es für den Dienst bräuchtest, könne ich morgen kurz vorbei kommen!“   *** Ostermission. Auch am Samstagabend. Der Kardiochirurg und ich sehen uns nicht an Ostern, glaube ich. Ganz uneigennützig habe ich diesen Ostersonntagdienst da nicht hin geplant. Deshalb fahre ich Samstagabend, als er schon im Nachtdienst ist, nochmal los zu seiner Wohnung. Ich bete, dass die Haustür zum Treppenhaus offen ist – die steht öfter offen – aber natürlich ist sie heute verschlossen. Und da es in der Nacht regnen soll, kann ich das Osterpräsent und die Karte auch nicht einfach auf seinen Parkplatz stellen. Ich n